Sonntag, 16. Februar 2014

Ein Besuch bei der FABRICATE 2014


Impressionen aus der zeitgleich eröffneten Ausstellung.
Gestern endete die FABRICATE 2014, eine Konferenz von Forschern und Fachleuten, die sich den Themen rund um innovative, digital unterstütze Fertigungsprozesse und Design in den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen widmete. Die mit ca. 500 Teilnehmern ausverkaufte Veranstaltung dauerte 2 Tage und wurde durch den Lehrstuhl Architektur und Digitale Fabrikation der ETH Zürich organisiert.

Gegliedert durch vier Hauptvorträge wurden aktuelle Entwicklungen erläutert und im Kontext positioniert. Neil Gershenfeld (MIT) ging beispielsweise in seinem Vortrag auch auf gesellschaftliche Veränderungen durch digitale Planung ein. Achim Menges (Uni Stuttgart) berichtete von seinen umgesetzten Pilotprojekten die sich an Grundthesen der Bionik orientieren. So wurden spannende Themen zur Digitalen Planung von den theoretischen Grundlagen durch Mario Carpo (Yale) bis zur praktischen Anwendung aufgezeigt.

Diesen Vorträgen folgten stets weitere viertelstündige Präsentationen von internationalen Pilotprojekten durch die Forscher und Entwickler. Die Referenten widmeten sich Fragestellungen, wie

  • der fertigungstechnisch idealen Formfindung von Fassaden,
  • der Entwicklung robotergesteuerter Fertigungprozesse von Verbindungspunkten in Holz und Stahl.
  • der Formbildung durch robotisch zugeschnittene Styroporblöcke die als Schalungselemente Einsatz fanden.
  • grossformatiger 3D Druck mit Sandstrukturen
  • dem Zustanzen und Formen von Blechen um ihnen statische Steifigkeit zu verleihen oder individuelle Formen zu gestalten.
  • das Forschen an sich-selbst-organisierenden Strukturen
  • erste Pilotprojekte zum Einsatz von Drohnen in der Montage
  • innovative, robotische Schweisstechniken.

Wer Architektur bislang als eine Fachdisziplin wahrgenommen hat, die in erster Linie formal theoretische Gesichtspunkte in einem funktionalen und gesellschaftlichen Kontext diskutiert, der konnte hier feststellen, dass nahezu jede grössere Architekturfakultät wie Zürich, London, Stuttgart, München, Innsbruck usw. heute über eine Robotikabteilung verfügt und dass das Lernen einer HAL-Schnittstelle zum steuern selbiger Roboter aus der Modellierumgebung Rhinoceros 3D genauso zum Handwerk gehört wie bis anhin vielleicht die Kenntnisse in der Anwendung von Photoshop.
All dieses machte die zwei Tage äusserst spannend und lässt weitere spannende Entwicklungen auf dem Gebiet der Digitalen Fabrikation für die kommenden Jahre erwarten.

Zu empfehlen ist auch das gut gestaltete Buch zur Konferenz, die 'proceedings'. Die Vorträge der Referenten sind auf Englisch mit hochauflösenden Bildern versehen. Zudem gibt es Interviews mit den Hauptreferenten.
Buchtitel: FABRICATE, Negotiating Design and Making; Fabio Gramazio, Matthias Kohler, Silke Langenberg (eds.); 2014, gta Verlag,  Link: https://books.gta.arch.ethz.ch/bookshop/ki.php/Novitaeten-51.html

Links:
Webseite der Fabricate: http://www.fabricate2014.org/
Twitter-Link: https://twitter.com/fabricate_2014
Twitter Hashtag: https://twitter.com/search?q=%23ethFAB14&src=hash
Der Fotostream von Orkun Kasap zeigt die Atmosphäre. Passend zur Veranstaltungen wurden die Namensschilder per 3D-Drucker ausgedruckt (siehe auch diesen Video).

Autor
C.M.