Sonntag, 6. April 2014

Zusammenfassung des BIM-Seminar in Bern

Vergangenen Freitag erläuterten an einem BIM-Intensiv-Seminar der Berner Fachhochschule 7 Referenten aus Dänemark und der Schweiz Ihre Erfahrungen mit BIM. Die Teilnehmer aus Bauherrenvertretung, Architektur und Ingenieurwesen konnten den aktuellen Stand der Dinge und einen Einblick in die nahe Zukunft des BIM erhalten.
 
Die Referate gaben informierten breit und boten Gelegenheit zu teils kontroversen Diskussionen. Klarer Konsens herrschte betr. diesen Kernthemen:

    1. BIM fängt auf der Anwendungsebene an
    2. die strategische Führung muss sich Bewusst sein, was „gebimmt“ wird
    3. kompakte Anleitungen (IDM) unterstützen die Effizienz
    4. man muss nicht alles informiert 3D modellieren
    5. dezentrale Modelle sind erfolgreicher
Die Themen im Einzelnen:
 
BIM beginnt auf Anwendungsebene  – sowohl bei kleinen Projekten als auch bei komplexen Projekten wie Spitälern. „Anwendungsebene“ bedeutet hier schlicht, dass Menschen BIM umsetzen. Man kann mit der strategischen Ausrichtung der Abteilung oder Firma auf BIM-Methoden setzen, aber es braucht immer auch jene, die kompetent die Prozesse und Software in den jeweiligen Projekten angehen. Um die Implementierung zu vereinfachen ist einerseits der Erfahrungsaustausch unter Anwendern notwendig. Andererseits sind angepasste Software-Vorlagen hilfreich, da sonst schnell qualitativ schlechte Daten und Zeichnungen erstellt werden, welche Unzufriedenheit verkünden.
 
Die strategische Führung muss sich bewusst sein, welche Themen ab einem bestimmten Zeitpunkt bewusst mittels BIM-Prozessen und BIM-Software verbessert werden – und was dadurch die Konsequenzen sind. Dies erlaubt, dass Anwender eben Zeit erhalten eigene Erfahrungen zu sammeln und die generischen Software-Produkte den Anforderungen des Büros und des ersten Projektes angepasst werden. All dies kostet zumindest Zeit und evtl. auch Lehrgeld. Massnahmen zur Risikoreduzierung sind Anwenderworkshops und firmenspezifisch angepasste Software und Dateivorlagen.
 
Damit konkrete Aufgaben effizient umgesetzt werden, sind kompakte Anleitungen notwendig. Diese „Information Delivery Manuals (IDM)“(und hier) sind kompakt zu halten – es müssen nicht jene 792-seitige Wälzer sein, welche Sören Nielsen in seinem Referat stark kritisierte. Diese in Dänemark mittlerweile zur Pflicht gewordenen Dokumente machen die virtuellen und physischen Gebäude nicht besser. Vielmehr nehmen sie die Freude an Mehrwerten, welche BIM im Sinne der Entscheidungsunterstützung liefern kann.
 
Dass man muss nicht alles informiert 3D modellieren muss, zeigten Asbjoern Levring und Odilo Schoch, indem man beispielsweise Wege findet, Daten miteinander zu verknüpfen oder Simulationsergebnisse im virtuellen 3D-Modell integriert. dadurch werden trockene numerische Ergebnisse in den gesamtheitlichen Kontext der Planung gebracht. Dies kann beispielsweise die Darstellung der Helligkeitsverteilung im konkreten 3D-Raum sein oder die schnelle Analyse der grauen Energie. Dadurch sind Planungsfehler sehr früh erkennbar.
 
 
Eine intensive Diskussion fand statt betr. der Möglichkeiten von zentralen bzw. dezentralen Modellen. Alle Referenten waren sich einig, dass langfristig dezentrale Modelle grosse Vorteile bieten, da u.a. kleine innovative Softwarefirmen neue Ideen einbringen können. Insbesondere in der aktuell heterogenen Softwarewelt in der Schweiz sind aggregierte (also aus dezentralen Dateien zusammengeführte) Modelle erfolgreicher, da derzeit jeder Planungspartner in seiner Software weiterarbeiten kann – sofern sie Austauschformate zu anderen Softwarepaketen zur Verfügung stellt. Das Dateiformat IFC spielt hier eine wichtige Rolle. Dass dann in Software wie dem Solibri Model-Checker einzelne Modelle zusammengeführt werden erweckt den Eindruck, dass es nun doch Zentralmodelle gibt – aber es sind nur zusammengeführte Einzeldateien. Zentrale Modelle machen aber vor allem dann sind, wenn sowohl Software identisch ist und die Mitarbeiter im selben Büro arbeiten. Solch ein Biotop ist positiv für zentrale Lösungen.
 
Abschliessend war klar, dass der Besuch der skandinavischen Gäste viel wert war – aber dass man in der Schweiz eigentlich auch viele Themen bereits digital vernetzt arbeiten könnte. Asbjoern Levring zeigte allerdings zum Abschluss noch Software wie Tally oder VEO, welche komplett neue Planungsaspekte ermöglichen. Dadurch kam Lust auf die Teilnahme an der Studienreise der BFH nach Kopenhagen.
 
 
Der Autor Odilo Schoch ist auch der Organisator der Weiterbildungsveranstaltung.