Freitag, 14. Februar 2014

BIM Leitfaden für Deutschland veröffentlicht


Seit Januar 2014 ist der BIM-Leitfaden für Deutschland kostenlos als PDF verfügbar. Das Dokument nennt sich „Information und Ratgeber, Endbericht“. Es entstand im Rahmen des Deutschen Forschungsprogramms ‚ZukunftBAU‘,des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS).

Der „BIM-Leitfaden für Deutschland“ ist ein gut und fundiert geschriebenes Dokument, wie es in deutscher Sprache lange Zeit vermisst wurde. Es fokussiert auf eine BIM Methodik im Sinne des softwareunabhängigen "OpenBIM" die sich als Informationsmanagement versteht und Planungssicherheit durch das Vermeiden von Fehlern und das Bereitstellen von konsistenten Datengrundlagen in den Vordergrund rückt. Das Dokument zeigt nur wenige Lücken, welche aktuelle BIM-Anwender gerne beantwortet haben möchten (siehe unten in diesem Post).

Mit über 100 Seiten ist es ein umfangreiches Dokument. Es hilft Planern, Bauherren und Interessierten einen fundierten Einblick in BIM als Arbeitsmethode zu erhalten und kann aufgrund seiner Allgemeingültigkeit und grundsätzlichen Zügen auch für die Situation in der Schweiz für kleinere und grössere BIM-Projekte herangezogen werden.

Kernaussagen des BIM-Leitfadens für Deutschland:
  • Verständnis von BIM als Methodik
  • BIM ist ein zeitgemässes Informationsmanagement als Qualitätssicherungs-System
  • BIM eignet sich für grosse und kleine Firmen/Projekte
  • das zentrale Dokument in dem BIM-Anwendung ist ein Projektabwicklungsplan (BIM execution plan)
  • koordinierte Fachmodelle werden einem gemeinsamen und zentralen Gesamtmodell vorgezogen
  • für die erfolgreiche BIM-Anwendung brauchen Mitarbeiter Kompetenzen betr. Software, Richtlinien und Arbeitsprozesse
  • es sind partielle BIM-Implementierungen möglich
  • es können Verlagerungen des Planungsaufwands in frühere Projektphasen stattfinden
  • mit datentechnischer Problemen wird gerechnet
  • die Verwendung verschiedene Dateiformate für unterschiedliche Disziplinen sind sinnvoll - die Zusammenführung erfolgt über IFC

Zudem wird im "BIM-Leitfaden für Deutschland" erläutert, wie Schwierigkeiten bei der BIM-Projektdurchführung entstehen können und dass sich firmeninterne Prozesse und Teamstrukturen ändern.

Der "BIM-Leitfaden für Deutschland" erhebt keinen Anspruch eine Vertragsgrundlage mit konkreten Anleitungen zu sein. Für derartige Anleitungen wird auf noch zu entwickelnde Dokumente wie sog. BIM-Projektabwicklungspläne (BIM execution plan, vgl. Grundlagen erfolgreicher BIM-Anwendung) oder Richtlinien von koordinierenden Stellen verwiesen. Im Leitfaden wird mehrmals hervorgehoben, dass bei BIM-Projekten eine Zieldefinition durch den Bauherr vorliegen muss. Zumindest müssen Auftraggeber die BIM-Ziele und ein qualifiziertes Raumprogramm festlegen. Dieses Raumprogramm (eher als Raumbuch bekannt) kann unterschiedliche Anforderungen repräsentieren was Projektvarianten ermöglicht. Klar beschreibt der „BIM-Leitfaden für Deutschland“, dass sich der Bauherr auch mit BIM-Software und deren Implementierung auseinandersetzen muss.

Der „BIM-Leitfaden für Deutschland“ behandelt folgende Themen noch nicht oder nur teilweise:
  • Benennung oder Empfehlung der Veränderungen in Verträgen (allerdings werden im Leitfaden verteilt vertragsrelevante Aspekte benannt!)
  • Referenzprozesse für erfolgreiche BIM-Implementierung
  • Benennung der koordinierenden Attribute in IFC-Bauteilen
Es wird interessant zu beobachten, wie diese Themen in Zukunft gelöst werden.


Autor: Odilo Schoch